Flaneur – eine Antwort auf den Wandel des städtischen Raums

Juni 2025

Wir haben mit Jitka Trčková gesprochen, einem Mitglied des Designteams von mmcité. Sie ist seit 2013 im Unternehmen tätig und hat an mehreren Schlüsselkollektionen mitgewirkt. Eine ihrer neuesten Arbeiten ist Flaneur – eine umfangreiche, nicht verankerte Möbelkollektion für den öffentlichen Raum. Im Gespräch erzählte sie uns, wie die Kollektion entstanden ist und wie die Zusammenarbeit im Designteam abläuft.

Woher kam die Idee, eine umfangreiche, nicht verankerte Möbelkollektion für den öffentlichen Raum zu entwerfen?

Die Idee, einen neuen Stadtstuhl zu entwickeln, reifte bei uns über mehrere Jahre hinweg. Vor einigen Monaten beschleunigte ein konkretes Projekt diesen Schritt – wir wollten dafür eine frische und umfassende Kollektion anbieten. Das Design wurde daraufhin zur obersten Priorität.

Der öffentliche Raum verändert sich – er wird lockerer, vertrauter, sicherer. Deshalb verbringen wir dort mehr Freizeit. Reagiert die Kollektion Flaneur mit ihrem Design auf diesen Wandel?

Auf jeden Fall. Flaneur ist eine Kollektion nicht verankerter Stadtmöbel, die sich bei Bedarf einfach umstellen lassen. Der Stuhl wiegt sechs Kilogramm, der Hocker vier – sie sind also leicht genug, um von Cafébesuchern oder Parkgästen bequem bewegt zu werden, aber gleichzeitig stabil und widerstandsfähig gegen Wind oder Umkippen. Die Kollektion ist bewusst zeitlos gestaltet, um ihre Langlebigkeit zu gewährleisten.

Welche Erfahrungen haben Sie mit unbefestigtem Mobiliar in Parks und auf Plätzen gemacht?

Wir setzen uns seit Langem dafür ein, den öffentlichen Raum aktiv zu verändern. Wir glauben, dass hochwertige, ästhetisch ansprechende Produkte – auch Stadtmobiliar – bei Menschen positive Emotionen wecken und dadurch ihre Hemmschwelle senken, etwas zu beschädigen. Solche Produkte können das Verhältnis der Menschen zu ihrer Umgebung positiv beeinflussen und Vandalismus entgegenwirken.

Welche Produkte umfasst die Kollektion?

Die Kollektion und auch das ursprüngliche Briefing begannen mit einem stapelbaren Stuhl aus Vollmetall. Nach und nach kamen ein Hocker und ein Barhocker dazu – alle drei Varianten sind auch mit Holzsitz erhältlich. Zu den Stühlen gehört selbstverständlich auch ein Tisch. Wir haben lange an der optimalen Größe getüftelt und uns letztlich – zurecht – für runde und ovale Varianten entschieden, die jeweils ihre Vorteile bieten.

Die Kollektion wurde primär für urbane Räume entwickelt. Eignet sie sich auch für Café-oder Barterrassen? Wo könnte sie sonst noch zum Einsatz kommen?

Sie ist für belebte städtische Straßen konzipiert, die sowohl tagsüber als auch abends belebt sind und ihren Charakter oft verändern. Für Außenterrassen von Cafés ist die Kollektion dank ihrer Pflegeleichtigkeit und Stapelbarkeit ideal. Auch in Parks oder halböffentlichen und privaten Bereichen macht Flaneur eine gute Figur. Der Barhocker lässt sich z. B. hervorragend mit Cuby Study kombinieren – eine erhöhte Sitzmöglichkeit, die sich gut zum Lernen eignet. Daher ist die Kollektion auch für Universitäten, Firmenterrassen oder Mittagspausen bestens geeignet.

Was sind die Hauptvorteile der Kollektion?

Die bereits erwähnte Leichtigkeit, Stabilität und Stapelbarkeit. Diese Eigenschaften sind vor allem in multifunktionalen Umgebungen gefragt, in denen sich Situationen täglich ändern – etwa bei Barterrassen oder Park-Amphitheatern. Hinzu kommt die Vielfalt innerhalb der Kollektion: Die unterschiedlichen Sitztypen decken ein breites Spektrum an Anforderungen für Begegnungen im öffentlichen Raum ab.

Die robuste Konstruktion ermöglicht jede beliebige Farbgestaltung nach RAL-Farbkarte. Welche Farben passen Ihrer Meinung nach besonders gut zur Kollektion?

Beim Entwurf habe ich intuitiv eher zu kräftigen Pastelltönen gegriffen. Mit diesem „verspielten“ Stil habe ich mich schnell angefreundet. Doch mit zunehmender Zahl von Aufträgen in gedämpften, erdigen Tönen habe ich festgestellt, dass auch diese Varianten der Kollektion hervorragend stehen – besonders in Kombination mit Holz.

Neben der Stahlstruktur kommen auch Hölzer zum Einsatz. Welche Holzarten können Kunden wählen und wann würden Sie diese Kombination empfehlen?

Jeder Ort hat seine Besonderheiten – man sollte immer individuell darauf eingehen. Manchmal soll das Mobiliar zurückhaltend wirken und etwa architektonische Highlights nicht stören. In anderen Fällen soll es durch besondere Farben oder Materialien das Ambiente betonen. Die Holzversion eignet sich besonders gut für Orte mit längerer Verweildauer – etwa Barterrassen. In dieser Kollektion verwenden wir Robinienholz, Jatoba und Thermoholz.

Wie lange arbeitest du bereits im Designteam von mmcité, und an welchen Kollektionen hast du mitgewirkt?

Ich bin seit 2013 bei mmcité – wenn auch nicht durchgehend. In dieser Zeit habe ich verschiedene persönliche und berufliche Phasen durchlaufen, aber ich bin immer wieder zurückgekehrt. Ich habe viele Redesigns bestehender Produkte gemacht sowie Serien von Papierkörben, Überdachungen und Bänken erweitert. Besonders stolz bin ich auf den Fahrradständer Gomez – mit einem einzigartigen Gummiprofil und unsichtbarer Befestigung durch eine Aluminiumhalterung.

Das Designteam von mmcité besteht aus vier Designer: innen und arbeitet unter der Leitung von David Karásek. Wie läuft diese Zusammenarbeit ab?

Unser Team ist sehr vielfältig – jede: r geht an Entwürfe anders heran. Manche sind eher technisch und präzise, andere experimentierfreudig oder intuitiv. Gerade diese Vielfalt hilft uns, neue Lösungen zu finden und uns gegenseitig zu inspirieren. Manchmal reicht schon ein kurzes Gespräch mit einem Kollegen, und man entdeckt eine ganz neue Richtung. Wir besprechen jeden Entwurf mit David. Manchmal hat er von Anfang an eine klare Vorstellung, manchmal beginnen wir ganz offen – mit Moodboards, Workshops, Brainstormings. Wichtig ist, dass wir uns zu Beginn auf ein gemeinsames Verständnis des Kontexts einigen. Die Zusammenarbeit mit ihm ist anspruchsvoll, aber sehr inspirierend – er bringt die Dinge auf den Punkt, lässt aber auch Raum für eigene Kreativität. Bei Flaneur lief alles sehr reibungslos – auch dank des klaren Briefings und unserer gemeinsamen Vision.

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